Portland

Einwohnerzahlen im Wandel der Zeit



Die zunehmend steigende Einwohnerzahl brachte es mit sich, dass nicht nur viele Geschäfte und Betriebe gegründet wurden, sondern auch zahlreiche Gastwirtschaften eröffnet wurden (Durst ist schlimmer als Heimweh): in Hemmoor 4, in Westersode 7, in Warstade 6.
Ein Einwohner begründete seinen Antrag auf Erteilung der Konzession damit, dass er in den letzten 15 Monaten 31.000 Flaschen Bier verkauft habe.

Auch zahlreiche Vereine wurden gegründet, die in den Gastwirtschaften auf deren Sälen jeden Sonn- und Festtag Tanzvergnügen veranstalteten, auch wurden Kegelbahnen gebaut. Ein Gastwirt richtete eine Hunderennbahn ein.
Bis 1911 waren dort Hunderennen zu sehen.


Die Einwohnerzahl stieg stätig an:

Jahr182118481858186718711885189519051925193319391950
Hemmoor73110140186197354539767483452448555
Westersode3234104535455381075133417231185119510621161
Warstade3225716457187361290181321211604158815891862

Zahl der Wohnhäuser:

Jahr1500153515791594163816471662169017561821
Hemmoorxxxxx1417161617
Westersode141317?404437354757
Warstade15141719303429445357
Jahr18481871188518951910192519391950
Hemmoor253347679887106116
Westersode59101148184237221231237
Warstade99135179240309305356365

Aus diesen Aufstellungen ist zu ersehen, dass um 1900 die Einwohnerzahl (die auswärtigen Arbeitskräfte, die „Lippscher“ wurden mitgezählt, 1950 auch die Flüchtlinge) in allen drei Orten stark zunahm, besonders in Warstade.

Es entstand Neu–Warstade, von der Zementfabrik bis zum Kriegerdenkmal, auf dem „Kümmelberg“, „Kömberg“, weiter entstanden Arbeiterwohnungen „An der Pferdebahn“ und auf der Herrlichkeit. In Westersode die Siedlung „Auf den Äckern“. Auch auf dem „Rauhen Berg“ wurden Häuser gebaut.

Die Fremdarbeiter des Ostens
Mit dem Aufschwung der Portland Cementfabrik stieg die Zahl der Arbeiter sprunghaft an. Erst wurden freie Arbeitskräfte aus der Landwirtsschaft des Oste- und des Hadelner Raumes eingestellt. Im Gründungsjahr der AG waren rund 1.000 Leute, 1905 2.000  in der stetig wachsenden Produktionsstätte beschäftigt.
Das heimische Gebiet konnte so viele Arbeitskräfte nicht stellen. Darum wurden von Chefetage der Fabrik Werber in die östlichen Länder, vornehmlich nach Polen (der westliche Teil war damals preußisch), aber auch nach Rumänien, Galizien, Tschechien usw. geschickt, um dort Arbeiter anzuwerben.  Dies gelang auch, weil diese Leute mit zahlreichen Versprechungen geködert wurden und weil dort überall eine hohe Arbeitslosigkeit herrschte.
In Westersode entstand das sogenannte Feierabendhaus. Hier wurden die Arbeiter untergebracht. Für kranke und Genesende stand auch ein Hospital zur Verfügung. Da die meisten katholisch waren, wurde 1905 in Warstade eigens für sie eine katholische Kirche (St. Ansgar) gebaut.
Viele von diesen Fremdarbeitern sind hier sesshaft geworden. Noch heute kann man die Spuren verfolgen. Viele Namen, meist polnischer Herkunft, sind heute z.T. noch zu finden: Jendrzejczak, Lewandowski, Luczyna,  Papajewski, Nowak,  Rogowski, Simanski, Treziak, Wiesniewski, Wujek,

Die Fremdarbeiter – „Lippscher“

Da der Bedarf an Zement ständig stieg (Bauboom nach dem gewonnenen deutsch-französischen Krieg 1870/71), wurden auch immer mehr Arbeitskräfte dafür benötigt. Im Gründungsjahr der Fabrik waren rund 1.000 Personen beschäftigt, 1890 stieg die Zahl auf 1.800 und erreichte 1905 den Höchststand von rund 2.000 Leuten.                                                      

Da die Bauern nicht auf alle Arbeitskräfte in der Aussaat- und Erntezeit verzichten konnten, es gab noch viele landwirtschaftliche Maschinen, und da Hemmoor und Umgebung nicht so viele Einwohner hatten, war man gezwungen, auswärtige Arbeiter anzuwerben. Diese kamen vornehmlich aus dem Osten: aus Polen, Rumänien und der Ukraine.

Auch Einwohner aus dem Lippischen Land im heutigen Nordrhein-Westfalen fanden hier Arbeit. Dadurch wurden alle Fremdarbeiter fälschlicherweise jahrzehntelang als „Lippser“ oder als „Lippscher“ bezeichnet.

Einen großen Teil der Fremdarbeiter zog es nach Saisonschluss wieder in die Heimat zurück, ein anderer Teil wurde sesshaft. Es ist überliefert, das 1926 ein Fünftel der Einwohner des heutigen Alt-Hemmoors hier geblieben sind.

Namen wie Lewandowski, Pietschack, Papajewski, Trzeciak, Jendrzejczak, Sy(i)manski, Kuczorra, Scharbattke oder Ploschke zeugen von östlicher, die Namen Thomßen, Anderson, Asmussen  und Peterson von nördlicher Herkunft.
Die meisten Fremdarbeiter wohnten in Sammelunterkünften, die keinerlei Komfort boten. Die kasernenartigen, langgestreckten Holzhäuser standen auf der Herrlichkeit, am Weißen Berg und bei der Gastwirtschaft Albers, an der heutigen Cuxhavener Straße, heute Privathaus, vormals Jan Brauer.

Auch das gab es: In der Bergstraße war eine von den Gemeinden Hemmoor, Westersode und Warstade gemeinsam eingerichtete Desinfektionsanstalt, im Volksmund genannt: „Entlausungsanstalt“.

Die Fremdarbeiter aus dem Osten waren katholisch. Aus diesem Grunde wurde mit Hilfe der Fabrik 1905 in Warstade die katholische Kirche St. Ansgar errichtet.

Die hohe Einwohnerzahl brachte es mit sich, dass nicht nur viele Geschäfte und Betriebe gegründet, sondern zahlreiche Gastwirtschaften eröffnet wurden: in Hemmoor 4, in Westersode 7 und in Warstade 6.                     

Ein Einwohner begründete seinen Antrag auf Erteilung der Konzession damit, dass er in den letzten 15 Monaten 31.000 Flaschen Bier verkauft habe.

Auch zahlreiche Vereine wurden gegründet, die in Gastwirtschaften auf deren Sälen jeden Sonn- und Festtag Tanzvergnügen veranstalteten, auch wurden Kegelbahnen gebaut. Ein Gastwirt richtete eine Hunderennbahn ein. Bis 1911 waren dort Hunderennen zu sehen.

Dadurch hatte kaum einer mehr Zeit fürs Spinnen und Weben, Löffel wurden nicht mehr geschnitzt und von den Männern wurden keine Strümpfe mehr gestrickt

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