Portland

Portland Cement Fabrik



Wir möchten Ihnen hier die Internetseite der Kulturstiftung „Zement aus Hemmoor“ ans Herz legen.


Weiterführend möchten wir aber auf den folgenden Seiten einen erweiterten Überblick über die „Portland Cement Fabrik“ von der Entstehung über das soziale Engagement, der Wirtschaftlichen Bedeutung für Hemmoor und dann auch den Niedergang näher bringen. Ohne die „Portland Cement“ wäre Hemmoor vermutlich heute nicht da wo es heute steht.
Wir verdanken diese Zusammenfassung unserem ehemaligen Ortsheimatpfleger Heino Grantz und Heiner Brand die in mühevoller Recherche dies alles zusammengetragen und bebildert haben.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Stöbern in der Geschichte Hemmoors und der „Portland Cement Fabrik“

Die Gründung
1859 ließ die Königlich-Hannoversche Regierung in Hemmoor nach Braunkohle bohren, doch statt auf Kohle stieß man in den Gemarkungen der Gemeinden Warstade, Westersode und Hemmoor auf ein mächtiges Kreidevorkommen und in unmittelbarer Nähe auf eine ergiebige Tonschicht.

Der Stader Holzhändler J.H. Hagenah kaufte 1862 das Land und gründete daraufhin eine Kalkbrennerei und eine Ziegelei, um dann 1866 eine Zementfabrik zu gründen.
Sein Besitz mit den darunterliegenden Lagerstätten war dafür ideal.
Mithilfe eines Brennvorgangs ließen sich kleinste Teile Kreide und Ton im Verhältnis 3:1 zu Zement verbinden. Erfunden hatte diese Technik 1824 der Engländer Joseph Aspin.
Damit gelang ihm der wirtschaftliche Durchbruch.
Nachdem 1868 Jürgen Hinrich Hagenah den Hafen Schwarzenhütten erwarb und ihn zum Werkshafen der Zementfabrik machte, erlangte der Hafen seine größte Bedeutung. Er war die Verbindung mit der Welt, von der Oste zur Elbe und weiter in die Nordsee, sowie über den Nord-Ostsee Kanal in die Ostsee bis hin zum Baltischen Meer.

Auf diesem Wege sind Unmengen von Zement über Hamburg in alle Welt verschifft worden.
Dies geschah durch eigene Schlepper mit einer Flotte von über 40 teils eigenen, teils gecharterten Leichtern (Schuten). Auf dem Rückweg brachten sie u.a. auch Kohle zurück.
Der Zement wurde mit einer Pferdebahn zum Hafen gebracht. Ab 1895 brachten dann Loks und danach Lastwagen den Zement zum verladen nach Schwarzenhütten.

Soziale Einrichtungen
1874 wurde für die Belegschaft eine Betriebskrankenkasse gegründet, die bis zum 16. Mai 1975 bestand, danach erfolgte die Eingliederung in die AOK Neuhaus/Oste.
Ein Sanitätsraum befand sich auch auf dem Betriebsgelände. Es war immer ein Sanitäter vor Ort. Dies waren zuerst Johann Anders, dann Karl Wegner, zuletzt Harri Hellmig.

Blütezeit 
1882 verkaufte Hagenah sein Unternehmen für drei Millionen Goldmark an die „Portland Cementfabrik Hemmoor AG“. In einer Werbeschrift von 1893 hieß es: „Die Fabrik ist begünstigt durch unmittelbar aneinander gelegene Rohmaterial-, nämlich Kreide- und Thonläger von fast unerschöpflicher Ausdehnung und Mächtigkeit, ferner durch ihre Lage an der Oste, einem Nebenfluß der Elbe, welcher Dampfern und Segelschiffen von über 16‘ engl. Tiefgang gestattet zur Fabrik zu kommen; sowie durch ihre Lage unmittelbar am Bahnhof Warstade-Hemmoor der Eisenbahn Hamburg – Cuxhaven. Infolge dieser günstigen Verhältnisse und der besonderen Güte der Rohmaterialien resp. des daraus fabricirten Portland Cements hat sich die Fabrik in verhältnismäßig kurzer Zeit zu einer der bedeutendsten Portland Cementfabriken Deutschland entwickelt, so dass sie heute eine Productionsfähigkeit von 500.000 Normalfass besitzt.“
Um 1905 waren im Werk 2.000 Menschen in  Arbeit und Brot. 
„Hemmoor“ war damit der mit Abstand größte Arbeitgeber im Elbe-Weser-Dreieck. Schon damals mussten „Fremdarbeiter“ angeworben werden, v.a. in den preußischen Ostprovinzen (heute Polen). Absatz und Produktion wuchsen kontinuierlich, ebenso die Gewinne. Die Anlagen konnten ständig erweitert und modernisiert werden. Auch wurde kräftig expandiert: Sechs Konkurrenten in Deutschland wurden aufgekauft und vier davon geschlossen, um deren Marktanteile zu übernehmen. In La Salle im US-Bundesstaat Illinois errichtete man ein großes Tochterwerk. 1910 wurde mit 1.002.666 Fass zum ersten Mal die Millionengrenze überschritten.

Der Niedergang
Immer wieder konnte sich „Hemmoor“ von wirtschaftlichen Rückschlägen, z.B. infolge der Inflation 1923, der Weltwirtschaftskrise 1929 sowie der beiden Weltkriege erholen. Erste „dunkle Wolken“ zogen 1967 auf: Die Alsensche Zementfabrik in Itzehoe kaufte 51 % des Aktienkapitals der Hemmoor-Zement AG, und als zwei Jahre später die Schweizer Holder Bank weitere 25 % erwarb, lagen drei Viertel des Aktienkapitals von „Hemmoor“ in den Händen dieser beiden Großaktionäre. 1972 wurde ein eherrschungs- und Gewinnabführungs-Vertrag geschlossen, nach dem das Hemmoorer Unternehmen alle Gewinne an Alsen abführen musste. Es war das Ende der Selbstständigkeit der Hemmoorer Zementfabrik. Investitionen unterblieben, Schritt für Schritt fuhr man nun die Kreide- und Tonförderung  sowie die Zementproduktion zurück. Die Pumpen in der Kreidegrube wurden abgestellt, der „Kreidesee“ entstand. 1976 wurde der letzte Ofen abgeschaltet. Ende 1983 erfolgte die endgültige Schließung des Werkes. 1985 demolierte man die gesamten Werksanlagen, der 100 m hohe Schornstein wurde am 20. September gesprengt. 101 Jahre „Portland Cementfabrik Hemmoor“, die den Ort und die Region nachhaltig geprägt hatte, sind Geschichte.


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