Mühlen in Hemmoor

Mühlen in Hemmoor



Die Mühlen in Hemmoor

Wind- und Wassermühlen haben seit dem Mittelalter bis weit ins 20. Jahrhundert hinein Landschaften und Flussufer in Deutschland geprägt. Die Müllerei gehört zu den ältesten Kulturtechniken der Menschheit. Mit der Einführung der
Gewerbefreiheit Durch die Säkularisation fielen 1803 zahlreiche Landesherrschaften an Preußen. Kurz darauf hob die preußische Regierung den „Mühlenzwang” auf. Bis dahin lag das Recht, eine Mühle bauen zu lassen oder in Betrieb zu nehmen, nur beim Landesherrn. Innerhalb des Bannkreises durfte keine andere Mühle entstehen, die Bevölkerung musste bei dieser Mühle ihr Korn mahlen lassen. Kurz nach der Besetzung durch französische Truppen, unter Napoleon erfolgte ab 1792 linksrheinisch und 1810 rechtsrheinisch die Einführung der Gewerbefreiheit. Sie hatte den Bau zahlreicher neuer Windmühlen zur Folge, denn es bedurfte lediglich eines formlosen Konzessionsgesuches./genwiki
hatten die Windmühlen ihren letzten großen Aufschwung in Deutschland.

Im Deutschen Kaiserreich waren 1895 18.362 Windmühlen und 54.529 Wassermühlen in Betrieb. Es wird berichtet, dass man noch 1928 von der auf dem hohen Geestrand liegenden Warstader Mühle bei guter Sicht 17 Windmühlen sehen konnte (W. Klenck).
Dampfmaschinen setzten sich wegen der Unabhängigkeit von den Elementen des Wetters stärker durch und so begann in Deutschland das erste große Mühlensterben. Im II. Weltkrieg bis in die Anfänge der 50er Jahre wurden die verbliebenen Windmühlen nochmals stärker genutzt, da Treibstoff und elektrische Energie knapp waren.
Das Mühlengesetz von 1957 leitete jedoch das endgültige Sterben der Mühlen in Deutschland ein. Die Besitzer bestehender Betriebe erhielten eine Stilllegungsprämie.
Begründung: Schaffung stabiler Marktverhältnisse als Voraussetzung für eine gleichmäßige Versorgung der Bevölkerung mit Brot und Mehl auch in Krisenzeiten. Auch das Ende des Berufes des Windmühlenbauers wurde mit dem Gesetz besiegelt. Der Beruf wurde aus den Handwerkerrollen gestrichen.
Die Folge: Die Anzahl ist von fast 19.000 Mühlen im Jahr 1950 auf gut 2.500 im Jahr 1980 gesunken. Heute, 2020, sind es nur noch etwa 550. Von diesen stellt rund die Hälfte weniger als 500 t Mahlerzeugnisse her und wird daher nicht in der amtlichen Statistik erfasst; 218 sind gemeldet.
In den 80er und 90er Jahren entdeckte man die Mühlen als Kulturgut wieder.    Quelle: Internet

Von oben nach rechts unten: Teut, Steffens, Rathjens,Haack, Wassermühle Basbeck. Nach links: Pulvermühle, Wassermühle Bröckelbeck.


Basbeck                                       

Die Mühle auf dem Mühlenberg

Der Gutsherr von Brobergen ließ auf dem Mühlenberg 1621 eine Bockmühle, eine Windmühle, bauen. Diese wurde am 8. Oktober 1844 durch ein Feuer vernichtet. Danach errichtete 1845 der Zimmer- und Mühlenmeister Cordts eine holländische Galerie-Mühle. Nach dem Konkurs des Gutes Brobergen 1691  kaufte der Ostener Schiffer und Handelsmann Claus Hinsche 1712 die Mühle. So wurde die Mühle gutsherrenfrei.
Vermutlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine Dampfmaschine installiert, um die Mühle auch bei Windstille betreiben zu können. Der dazu gehörige Schornstein war von weitem zu sehen.
Am 1.1. 1922 kaufte Richard Haack die Mühle von dem Müller Johann Vagts. 1946 wurde die Mühle auf Elektromotorenbetrieb umgestellt, die Flügel abgebaut.
Neben dem reinen Mühlenbetrieb wurde ein kleiner Landhandel mit Dünger, Pflanzenschutz und Futtermitteln aufgebaut.
1955 übernahm der Schwiegersohn von Richard Haack, Willy Meyer, den Mühlenbetrieb.
Aufgrund eines Kurzschlusses kam es im Juli 1980 zu einem Brand im alten Mühlengebäude, welchem die Mühle zum Opfer fiel. Auf dem Wiederaufbau wurde verzichtet, da diese zu dem Zeitpunkt ohnehin nicht mehr im Betrieb war, sondern nur noch als Lagerfläche diente.
Im Jahr 2015 erfolgte der Verkauf des gesamten Firmengrundstücks.

Quelle: Thorsten Meyer und Chronik 750 Jahre Basbeck


Die Mühle Rathjens

Die Mühle Rathjens mit einem zwei-flügeligen Windmotor wurde um 1910 errichtet. Sie stand auf dem Grundstück neben der Buchhandlung Peschel an der Ecke Stader Straße, Bahnhofstraße, wo heute das ehemalige Kreissparkassengebäude, jetzt VGH, steht.
Sie wurde 1958 abgerissen.

Quelle: Hemmoor in historischen Ansichtskarten und Postkarte von 1915


Die Wassermühle

Die Wind- und Wasserkornmühle an der Mühlenreihe, die lange vor 1700 gebaut wurde, gehörte früher auch zum Gut von Brobergen. Als Arend Jürgen von Brobergen 1691 Konkurs machte, erhielten seine Töchter Catharina Margarethe und Maria von Brobergen die Mühle. Diese verkauften sie am 10. Oktober 1712 auch an den Ostener Schiffer und Handelsmann Claus Hinsche. So wurde auch diese Mühle gutsherrenfrei.
In den folgenden Jahrzehnten wechselten häufig die Besitzer, oftmals zusammen mit der Mühle auf dem Mühlenberge, durch Verkauf an andere Müller, Weitergabe an den Sohn oder durch Einheirat.
Heute ist die Wassermühle schon lange nicht mehr in Betrieb und ist in Privatbesitz.

Quelle: Rolf Heitmann und Chronik 750 Jahre Basbeck


Warstade

Die Teut’sche Mühle

Die älteste der Warstader Mühlen ist die Teut’sche, die 1868 von dem Müller Hinrich Teut und seinem Sohn Hinrich Andreas erbaut wurde. 1875 wurde die Mühle an Johann Christian Steffens verpachtet, der sie bis 1895 betrieb. Da Hinrich Teut und sein Sohn Hinrich Andreas beide 1884 an Typhus starben, wurde durch Einheirat Claus Dietrich Haack der Besitzer. 1905 rüstete dieser die Mühle mit einer Dampfmaschine auf. Hierzu war der Bau eines 22m hohen Schornsteins notwendig, der 1940 abgebrochen wurde. 1919 wurde ein Elektromotor von 42 PS und dafür 1927 ein Dieselmotor von 25 PS eingebaut, der 1943 wieder durch einen Elektromotor ersetzt wurde. 1941 wurden die Flügel abgebaut.
1948 erbte der Sohn Werner Haack die Mühle, die er bis 1960 betrieb.
Er war der letzte Müller auf dieser Mühle, von der heute nichts mehr vorhanden ist.  Die Steine waren vorsichtig abgetragen und verkauft worden. Die Mühle stand zwischen der Hauptstraße und der Pferdebahn.

Quelle: Herbert Müller, Diedrich Haack und Chronik 750 Jahre Warstade


Die Steffens’sche Mühle

Die zweite, größere Mühle an der Mühlenstraße, wurde von dem Müllermeister Johann Christian Steffens 1894 erbaut. Am 17. Juni 1896 traf ein Blitzstrahl diese Mühle, sie war aber bereits am 1. Oktober wieder hergestellt. Am 29. Dezember 1898 brannte die Mühle ab. Nach der Instandsetzung, diesmal um zwei Stockwerke höher, konnte sie am 13. Juni 1899 wieder in Betrieb genommen werden.

1928 kaufte Diedrich Haack die Mühle. Sein Sohn Diedrich, der den gleichen Name hatte, betrieb die Mühle von 1938 bis 1975. Bereits 1946 war ein Elektromotor für den windunabhängigen Mühlenbetrieb eingebaut worden. 1968 wurden die Flügel, die 23 m lang und 2 m breit waren, bei einem Sturm stark beschädigt und dann abmontiert. Heute ist die Mühle nur noch in einem sanierungsbedürftigen Zustand und steht wieder zum Verkauf. Sie ist unter den Hemmoorer Baudenkmalen gelistet.

Quelle: Herbert Müller, Diedrich Haack und Chronik 750 Jahre Warstade

Vorne: Mühle Steffens, hinten rechts: Mühle Teut

Bröckelbeck

Wassermühle

In Bröckelbeck wurde 1860 eine Wasser- und Bockwindmühle angelegt, die von dem Müllermeister Willi Gerdts betrieben wurde. Bereits 1899 erhielt die Mühle zur Verstärkung einen Windmotor. 1926 wurde dafür ein Lanz Rohölmotor angeschafft. 1969 installierte man noch eine Hammerschlagmühle. Nachdem 1948 der Sohn Hans Gerdts die Mühle übernommen hatte, legte dieser aus gesundheit- und wirtschaftlichen Gründen 1975 den Betrieb still. Sie ist unter den Hemmoorer Baudenkmalen gelistet.

Quelle: Familie Hartmut Gerdts


Heeßel

Wassermühle – Pulvermühle                                          

Auch diese Mühle gehörte früher zum Gut von Brobergen. Sie wurde Anfang des 17. Jahrhunderts  errichtet. Nach dem Konkurs des Gutes von Brobergen im Jahr 1691 kam diese Mühle in Privatbesitz. Der erste Besitzer war der Schuster Carsten Krönk.
Nach 1648 wurde hier aus dem Holz (Holzkohle) des Faulbaums Pulver gemahlen. 1750 wurde die Pulvermühle zu einer Kornmühle umgewandelt. 1853 baute der damalige Müller ein neues Mühlengebäude.
Nach den Eintragungen im Kirchenbuch Lamstedt konnten neun Besitzer bzw. Pächter mit dem Namen Krönk festgestellt werden. Die Familie Krönk war demnach über 250 Jahre bis 1900 im Besitz der Pulvermühle. Der letzte war kinderlos geblieben.
Am 12.5.1909 kaufte der Zimmermann Heinrich Meyn von dem Müller Hinrich Steffens die Mühle und betrieb diese bis 1943, Einstellung der Lohn- und Kundenmüllerei.

Quelle: Familie Rainer und Jürgen Guthahn

Wahlspruch der Windmüller:
Der Wind ist mein Geselle
und ist mir stets zur Stelle
Ein Gaul, der alle Tage fleißig ist
und keinen Himpten Hafer frisst
Quelle: Thorsten Meyer

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