Hemmoorer Schifffahrt

Hemmoorer Schifffahrt



Hemmoors maritime Vergangenheit

Vielleicht haben Sie sich schon einmal gefragt, warum in den Verkehrskreiseln an den Enden der Zentrumstraße in Hemmoor Seezeichen aufgestellt sind. Nun, sie erinnern an eine Zeit, in der hiesige Seeleute, Schiffe und Reedereien den Namen „Hemmoor“ in die maritime Welt hinaustrugen.

Seit Menschen hier im Zweistromland zwischen Weser und Elbe sesshaft wurden, war die Oste ihre Lebensader. Sie ermöglichte schon in frühgeschichtlichen – also weglosen – Zeiten den lokalen Warenaustausch zwischen Marsch und Geest und später Handelsbeziehungen zwischen dem Römischen Reich und dem „Barbaricum“, wie zahlreiche archäologische Funde beweisen. Von hier aus brachen die Sachsen in ihren schnellen Schiffen auf, um zusammen mit Jüten und Angeln England zu erobern. Wiederum Jahrhunderte später wurden über die Wasserstraßen die agrarischen Überschüsse der fruchtbaren Marschen in die wachsenden Städte – vor allem Hamburg – transportiert und Waren, die es hier nicht gab, fanden den Weg den Fluss hinauf. Geheizt wurde in den Städten mit Torf aus den Mooren an der oberen Oste. Und als 1842 große Teile Hamburgs einem verheerenden Brand zum Opfer fielen, wurde die Stadt mit Millionen Backsteinen, die aus den Ziegeleien an der Oste und an der Unterelbe kamen und per Schiff nach Hamburg befördert wurden, wieder aufgebaut.

In der Blütezeit der deutschen Küstenschifffahrt, vom 19. Jahrhundert bis nach dem 2. Weltkrieg, waren vor allem in Basbeck und Warstade zahlreiche Schiffer beheimatet. Sie waren die Eigner von kleinen Plattbodenschiffen, Ewer genannt, ursprünglich aus Holz, ein- oder zweimastig und für die Tidengewässer an der Nordsee bestens geeignet. Schon vor dem 1. Weltkrieg begannen Stahlschiffe die hölzernen abzulösen. Viele von ihnen wurden auf Werften an der Oste gebaut.

Mit dem Einbau von Motoren kam das Ende des traditionsreichen Ewers; sein Nachfolger war das Küstenmotorschiff (Kümo). Dieses war unabhängiger von Wind und Gezeiten, schneller und größer, konnte mehr Ladung aufnehmen und Häfen in ganz Nord- und Westeuropa anlaufen. Nach 1945, als ein Großteil der deutschen Infrastruktur zerbombt war, hatten Kümos einen nicht geringen Anteil am Wiederaufbau Deutschlands. Aber auch ihre Zeit lief ab mit der Tendenz zum Bau immer größerer Schiffe und der Verlagerung des Güterverkehrs auf die Straße.

Der Arbeitskreis Kunst und Geschichte der Stadt Hemmoor hat 2017 ein fakten-, geschichten- und bilderreiches Buch über diese faszinierende Epoche Regionalgeschichte verfasst: „Die Oste und die Hemmoorer Schifffahrt – von einem kleinen Fluss hinaus in die Welt“. Es erzählt von Schiffern und ihren Familien, den Schicksalen von Schiffen, heimischen Reedereien mit weltweiten Handelsverbindungen, dem Leben und Tragödien auf See und den Menschen hinter den Deichen.
Erhältlich ist es im örtlichen Buchhandel – wir empfehlen es! (ISBN: 978-3-9818390-3-6) Die folgenden Abbildungen zur Hemmoorer Seefahrtsgeschichte sind diesem Buch entnommen.

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