Hemmoorer Geschichte

Basbeck erhält eine Eisenbahn



Dem Bau der Eisenbahn stellten sich anfänglich große Schwierigkeiten entgegen. Diese waren nicht nur wirtschaftlicher Art (viele Geschäftsleute glaubten, in ihrem Verdienst starke Einbußen zu erleiden), sondern es waren auch politische, gesundheitliche, ja sogar sittliche und religiöse Gründe, die den Bau dieses „Teufelswerkes“ verhindern wollten.

Die erste Eisenbahn wurde im Jahre 1835 zwischen Nürnberg und Fürth erbaut. Sie zerstörte bald alle vorgebrachten Einwände und nun nahm überall der Bau von Eisenbahnen einen raschen Fortgang. Unsere engere Heimat erhielt recht spät eine Eisenbahn. Die erste wurde im Jahre 1859 von Geestemünde nach Bremen in Betrieb genommen. Als das Stader Regiment 1866 in den Krieg musste, marschierte es in einem 14-stündigem Marsche über Bremervörde nach Stubben (bei Geestemünde), um hier mit der Eisenbahn an die Front bei Göttingen zugelangen. 1870 marschierte das Stader Regiment nach Harburg und fuhr von dort mit der Eisenbahn über Hannover nach Frankreich. In dieser Zeit tauchten die ersten Pläne auf, an der Niederelbe eine Eisenbahn zu bauen. Im Jahre 1866 wurde eine ausführliche Eingabe an den zuständigen Minister gerichtet, eine Eisenbahn von Harburg über Stade – Basbeck nach Geestemünde zu bauen. Der Gemeindeausschuss von Basbeck unterstützte dies einstimmig.

Die Eisenbahnstrecke wurde schon 1873 festgelegt. Nach einer Bekanntmachung vom 16. Oktober 1873 im „Stader Tageblatt“ wurde die Enteignung der Ländereien für den Bahnbau in Basbeck bekanntgegeben.

Eine Berliner Aktiengesellschaft hatte die Enteignung beim Amtsgericht Osten beantragt auf Grund des Gesetzes vom 8. September 1840. Am 11. November sollte in dem Gasthaus Witt in Basbeck ein Termin in Sachen der Enteignung stattfinden. Doch es kam noch nicht zum Bahnbau. Die ersten beiden Gesellschaften mussten ihre Zahlungen einstellen.

Dann trat der Senator und Großindustrielle J. Hagenah in Stade als starker Förderer des Bahnbau auf. Wenige Jahre vorher hatte er in Hemmoor die Zementfabrik errichtet, die für einen kräftigen Aufschwung eine Bahnverbindung nötig hätte. So beteiligte sich Hagenah mit RM 1 000 000 an der besonders mit belgischem Kapital gegründeten „Unterelbischen Eisenbahngesellschaft“.

Nun ging der Eisenbahnbau rasch voran.

Für Basbeck bestanden in der die Streckenführung einige Schwierigkeiten: Die tief gelegenen Ländereien zwischen der Wassermühle und Bornberg und die starke Sanddüne am jetzigen Bahnhof. Doch kam man immer wieder auf die ursprünglich gesteckte Bahnlinie, die in fast schnurgerader Richtung von Hemmoor bis Bornberg verlief, zurück. Nun konnten die großen Sandmassen nach beiden Seiten hin vortreffliche Dienste leisten.

Eines Tages kam in Basbeck ein starker Lastwagen, der von sechs Pferden gezogen wurde, von Stade an. Er brachte die Lokomotive. Andere Lastwagen brachten viele Kippwagen. Am Ziegelkamp bei Haus Nr. 179  (Christoph Hagenah) wurde mit dem Bahnbau begonnen. Das Haus befand sich in der Bahnlinie. Es wurde abgebrochen und etwas entfernt davon wieder aufgebaut. Tag für Tag wurde nun fleißig gearbeitet, und schnell schob sich der Bahndamm weiter. In dem moorigen Untergrund bei der zweiten und dritten Brücke versackte er oft. Immer neue Sandmassen mussten herbeigefahren werden, bis endlich der Damm stand und tragfähig war.

Auch von der Warstader Seite begann der Bahnbau. Nun war es doch gut, dass reichlich Sand  vorhanden war, um auch nach dieser Richtung hin den Bahnbau schnell vorwärts zu bringen.
Schon am 1. April 1881 konnte die Teilstrecke Harburg – Stade in Betrieb genommen, die Strecke Stade – Himmelpforten folgte am 1. Juli 1881 und die Reststrecke Basbeck – Cuxhaven am 1. November 1881. An diesem Tage geschah auch die Einweihung der Gesamtstrecke, zunächst eingleisig.
Ein Sonderzug mit der Direktion und vielen geladenen Gästen fuhr von Harburg nach Cuxhaven. Auf allen mit frischem Tannengrün geschmückten Bahnhöfen fand eine kurze Begrüßung statt. Die eigentliche Feier vollzog sich in dem festlich geschmückten Ort Cuxhaven. Ein großes Festessen in Dölles Hotel mit ausgewählten Speisen und Getränken und vielen Trinksprüchen, die alle der Bahn eine gute Zukunft wünschten, beschloss die Einweihung. Nun war in Erfüllung gegangen, was so mancher Hellseher vorher im Geiste gesehen hatte:

 „Dor fährt gleunige Wogen ohne Peer dör de Wischen“.

Die Bahn hat sich von Anfang an gut entwickelt. Schon in den ersten Jahren konnten nach Berichten in der Neuhaus-Ostener Zeitung gute Ergebnisse erzielt werden. Zuerst fuhren nur je drei Züge in jede Richtung: von Basbeck aus in Richtung Cuxhaven um 10.25 Uhr morgens, 17 Uhr und 22.39 Uhr abends und in Richtung Stade um 1.54 Uhr morgens, 16.11 und 21.15 Uhr abends.

Es waren einfache Züge, irgendwelche Bequemlichkeiten waren darin nicht vorhanden, in der 4. Klasse musste man sogar stehen. Wer darin eine weite Reise machte, nahm sich einen Klappstuhl mit. Schon im Jahre 1882 wurde ein Schnellzug eingelegt.

Auch der Bahnhof Basbeck-Osten entwickelte sich gut und wurde mit der Zeit einer der besten Bahnhöfe der gesamten Strecke. Es entstand die Bahnhofsstraße mit den vielen Geschäften und Wohnhäusern.

Der deutsche Reichskanzler Fürst Bismarck hatte in kühnem politischen Weitblick die preußischen Eisenbahnen verstaatlicht und auch die „Unterelbische Eisenbahn“ wurde 1900 für rund 7. 000. 000 RM vom Staat übernommen.

Als im September 1890 die Insel Helgoland an Deutschland zurück kam und die Festteilnehmer mit einem Sonderzug von Cuxhaven wieder heimfuhren, musste dieser eine Nacht auf dem Bahnhof Basbeck stehen bleiben, da die Ostebrücke bei Hechthausen in Unordnung war und die Reparatur mehrere Stunden in Anspruch nahm. Schnell wurden aus dem Dorfe alle aufzutreibenden Speisen und Getränke herbeigeschafft, um die vielen Gäste bewirten zu können. Selbst einige „prominente“ Skatspieler wurden geholt, die mit den Herrschaften einen Dauerskat ansetzten. Erst am frühen Morgen konnte die Fahrt fortgesetzt werden. Die Berliner Presse schrieb dann von dem lästigen Aufenthalt auf dem kleinen Bahnhof des „Heidedorfes Basbeck“.

Mit den Jahren genügte aber die eingleisige Bahn nicht mehr den stark gesteigerten Ansprüchen, vor allen Dingen nicht, als die „Hapag“ ihre großen Schnelldampfer in Cuxhaven ein- und auslaufen ließ. Die zahlreichen Fahrgäste wurden in vielen Sonderzügen nach und von Cuxhaven befördert. Dann herrschte äußerst reger Betrieb auf der Bahnstrecke. So wurde das zweite Gleis gebaut und Mitte April 1902 beendet.

Mit der Erbauung der Eisenbahn hatte auch die alte „gemütliche Post“ ihr Ende gefunden. Der damalige Postverwalter Otto Büttner ließ am Bahnhof ein stattliches Wohnhaus mit Gastwirtschaft und Posträumen errichten (später Basteen). 1892 wurden die Posträume nach dem Hause von Wunderlich verlegt, bis dann der Zimmermeister A. Brockmann das Postamt erbaute.

Von Anfang an befand sich in Basbeck eine Bahnmeisterei, die für den Bahnbau und sämtliche baulichen Einrichtungen zuständig war. Rottenführer der großen „Stoppkolonne“ war lange Zeit der bedächtige, aber tüchtige und gewissenhafte Claus Thorborg. Die „Stoppkolonne“ hatte keine leichte Arbeit, denn sie musste bei jedem Wind und Wetter ihren schweren Dienst verrichten.

Quelle: Chronik  750 Jahre Basbeck von 2000 ( Seite  97 – 102), gekürzt

Wenn Sie mögen schauen Sie doch mal hier vorbei
Die Unterelbebahn 
Harburg – Cuxhaven

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