- Geschrieben von Heino Grantz
- Veröffentlicht in Persönlichkeiten
- Permalink
Claus Jürgen Melchior von Issendorff
Claus Jürgen Melchior von Issendorff wurde am 3. Oktober 1839 in Neuenhaus geboren.
Im Rang eines Königlich Sächsischen Generalleutnant siedelte er mit seiner zweiten Frau Clothilde und der gemeinsamen Tochter Jutta 1893 nach Warstade über. Seine Kinder mit seiner verstorbenen ersten Frau Elisabeth waren erwachsen, die Söhne in Ausbildung, Tochter Melitta verheiratet mit Otto von Gerlach, Königlich Preußischer Hauptmann im Garde-Füsilierregiment zu Berlin. Gern kamen sie in den Ferien zu Besuch, Melitta mit ihrer rasch wachsenden Kinderschar, dazu Verwandte von nah und fern.
Claus Jürgen Melchior von Issendorff, allen Warstadern als „Seine Excellenz“ bekannt, hatte das Anwesen an der Hauptstraße von seinem in Warstade im Jahre 1893 verstorbenen Onkel Johann Friedrich (Fritz) von Issendorff geerbt, da dieser unverheiratet und kinderlos blieb. Fritz von Issendorff hatte die Hofanlage 1866 von seinem Vetter v. d. Decken gekauft. Um das Gelände abzurunden, erwarb er zusätzlich die beiden kleinen Gehöfte in östlicher Richtung bis zum heutigen Haus Postel, den Viertelhof mit Schenkwirtschaft und Kegelbahn von Georg Lühmann nach Westen und weiteres Land. Er vergrößerte das Haupthaus um einen Wintergarten, baute das Backhaus und gestaltete die Parkanlage mit „Aussichtturm“, weiß gestrichenen Brücken über den Gräben und zwei Pavillons.
Claus Jürgen Melchior von Issendorff war sehr familienbewusst, er schrieb eine Chronik, stellte die Ahnentafel zusammen und ermunterte Kinder und Enkel, Tagebücher und Briefe zu schreiben. Er war ein geliebter Vater und Großvater, der auch nach dem frühen Tod seiner zweiten Frau (1903) die Familie gern um sich hatte.
Neben seiner Arbeit als Hausherr und –vater kümmerte sich Claus von Issendorff erfolgreich um das Gemeindewesen. Zusammen mit Carl Prüssing, Direktor der Zementfabrik Hemmoor, und Pastor Thielbörger erwirkte er beim Landeskonsistorialamt Hannover die Erlaubnis, in Warstade endlich eine eigene Kirche zu bauen. Der erste Spatenstich dafür geschah am 25. September 1897 durch von Issendorff, der auch die Schlusssteinlegung vornahm, mit einer vom damaligen Landrat verlesenen Denkschrift.
In der Ausgabe 151 der Neuhaus-Ostener Zeitung von 1898 heißt es in einem Artikel: „Nun ist der jahrelange Wunsch erfüllt, das Sehnen nach einem eigenen Gotteshause ist gestillet“.
Und: „Wenn je ein Tag in der Geschichte der Gemeinden Warstade, Westersode, Hemmoor und Hemm ein große, sehr große Bedeutung hat, so ist es der 15. Dezember 1998, an dem die neue evangelische Kirche ihre Weihe erhielt.“
Der Kirchbau zu Warstade hatte in der Tat eine große Bedeutung. Dafür hatte „Seine Excellenz“ an der Spitze der „Gesellschaft zur Erbauung einer Kirche für die Gemeinden Warstade, Westersode, Hemmoor und Hemm“ seit 1893 unermüdlich gekämpft. 1896 wurde er auch Mitglied im Lamstedter Kirchenvorstand. Viele Hindernisse mussten dafür aus dem Weg geräumt, viele Gespräche mit dem Konsistorium in Stade und mit dem Landeskonsistorium geführt werden.
1923 starb Claus Jürgen Melchior von Issendorff und vererbte den Besitz seinen Kindern. Da keines von ihnen das Erbe antreten wollte, verkauften sie 1928 die Haus- und Hofanlage ihrem Verwandten Dr. Jürgen von Issendorff ( geb. 1894 in Bautzen, verst. in Warstade 1975 ).
Nach dessen Tod erbte sein ältester Sohn Dr. Hermann von Issendorff den Besitz. Mit seiner Frau Hella bezog er das Haus, nachdem sie von 1991 bis 1995 umfangreiche Renovierungen vorgenommen hatten.