Öffnung des Museums „Hemmoorium“
Immer Sonntags von April bis Ende September 14:30 bis 17:00 Uhr.
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Erd- und frühgeschichtliches Museum Hemmoor
Hemmoorium – Hemmoorstufe
Die Zementproduktion in Hemmoor war auch für Geologen von großem Interesse.
Die Gewinnung des Rohstoffes Kreide war nämlich mit einem riesigen Erdaufschluss, der früheren Kreidegrube (heute Kreidesee) verbunden. Die einzelnen Schichten lieferten interessante Einblicke in die erdgeschichtliche Entwicklung in Norddeutschland. Die Funde waren so bedeutsam, dass die Stadt Hemmoor namensgebend für die geowissenschaftliche Bezeichnung Hemmoorium, die eine Stufe innerhalb der regionalen Einteilung des unteren Miozän (ein Erdzeitalter) in Mittel- und Norddeutschland, sowie Nordeuropa beschreibt. Das Hemmoorium umfasst den Zeitraum vor ca. 15,5 – 19,25 Millionen Jahren und erhielt diesen Namen durch geologisch interessante Fossilienfunde, das „Hemmoorer Gestein“, bzw. die „Hemmoor Kugeln“. Es handelt sich dabei um einen (zum Teil) von Molluskenschalen (Mollusken: Schnecken, Muscheln etc.) durchsetzten Kalksandstein, sowie um Kalksandstein-Geschiebe, das ansonsten in Dänemark (Hvidesande) zu finden ist und ebenfalls viele Molluskenschalen enthält. Die Fossilien wurden in den Schichten über der Kreide in der ehemaligen Kreidegrube gefunden.
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Gesteine des Hemmooriums
„Hemmoorer Gestein“ bzw. „Hemmoorer Kugeln“ ist ein von Molluskenschalen durchsetzter Kalksandstein.
Den Namen erhielt diese regionale Stufe durch stratigraphisch interessante Fossilienfunde in den Schichten über der Kreide in der ehemaligen Kreidegrube.
Urgeschichte
In der Urzeit gab es in Hemmoor, Westersode und Warstade schon Ansiedlungen. Es ist sicher, dass hier schon in unvorstellbar langer Zeit vor dem Sesshaftwerden, in den alt- und mittelsteinzeitlichen Perioden des Nomadentums immer wieder Menschen auftauchten, die hier vorübergehend lagerten, um zu jagen, um zu fischen und zu sammeln, was die Natur hergab. Man vermutet, dass schon Neandertaler vor 50.000 Jahren die Gegend durchstreiften.
Man nimmt an, dass die mesolithischen Jäger das Kreidevorkommen kannten und als Lieferanten für bergfrischen Feuerstein nutzten. 1967 wurde auf einem Acker in Westersode ein steinzeitlicher Abschlagplatz entdeckt. Die Grabung 1968/69 ergab über 26.000 abgeschlagene Stücke (Schaber, Klingen, Bohrer, Pfeilspitzen) aus der Zeit um 7.500 v. Chr. Weiter gab es in der Westersoder Feldmark über 40 Grabhügel, von denen leider viele unkontrolliert geöffnet und so zerstört wurden. Viele Fundsachen kamen in andere Museen.
Großsteingräber
Während der Jungsteinzeit entstanden mehrere Großsteingräber in den Ortschaften Heeßel, Warstade und Westersode, die im 19. Jahrhundert zerstört wurden.
Die Grabhügel im „Postels Busch“ waren eine bemerkenswerte Hügelgruppe, ein mittelsteinzeitlicher Siedlungsplatz, in der Feldmark bei Westersode.
Er wurde 1931 bei einer Ausgrabung auf dem Grundstück des Bauern Postel entdeckt.
Als die Grabhügel bis auf dem Grund abgetragen wurden, war unter ihnen kein Rest einer alten Humusschicht zu sehen. Die Hügel mussten also auf einer Düne errichtet worden sein. In dem Dünensand wurden durch Zufall auf engem Raum eine querschneidige Pfeilspitze, eine aus einem Randstück gearbeitete Spitze, ein Bohrer und eine ziemlich roh geschlagene Klinge gefunden.
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Auch zeugen die zahlreichen Fossilienfunde in der Hemmoorer Ober- und Unterkreide wie die Belemniten, Ammoniten, Seeigel usw. vom Erdzeitmittelalter von vor 145 bis 65 Millionen Jahren. Bei einer Erweiterung der Kreidegrube im Jahre 1892 wurde ein ganz bedeutender Fund getätigt. Man entdeckte auf Warstader und Westersoder Gebiet ein kaiserzeitliches Gräberfeld.
Man fand 18 Römische Bronzeeimer, der heute weltweit als „Hemmoorer Eimer“ oder als „Eimer vom Typ Hemmoor“ bezeichnet wird.
Bei ihnen handelt es sich zweifelsfrei um Erzeugnisse römischer Werkstätten. Diese belegen, dass die Germanen unseres Raumes einen regen Austausch von Handelswaren mit dem Römischen Reich pflegten. Im Römischen Reich gehörten die Metallgefäße zum Tafelgeschirr, in denen Getränke auf den Tisch kamen. In Hemmoor wurden diese allerdings als Urnen, also als Behältnisse für verbrannte Überreste der Verstorbenen benutzt. Dieser Personenkreis dürfte eine bessere soziale Position innerhalb des Stammes gehabt haben, da die Urnenbestattung für gewöhnlich in Keramikgefäßen erfolgte. Die Fundstücke wanderten ins Landesmuseum Hannover, ein Original-Eimer und vier Eimer als Replik befinden sich heute im Hemmoorer Museum „Hemmoorium“.
Der Jupiter von Warstade
Bei Gartenarbeiten wurde diese kleine Bronzefigur von einem Warstader gefunden. Das Original befindet sich im Schwedenspeicher Stade, eine Kopie ist im Hemmoorium zu sehen. Dieser Typ römischer Jupiter-Statuetten findet sich überwiegend in Gebieten nördlich der Alpen bis Dänemark. Der rechte Arm umfasste das Blitzbündel und in der linken Hand hielt er das Zepter. Die Götterfiguren standen in kleinen Hausaltären. Der germanische Gott „Thor“, mit Blitz und Donner ausgestattet, wurde wohl gern gegen Jupiter ausgetauscht, da dieser in der Regel in seiner Form anmutiger erschien. Die germanische Namensbezeichnung blieb.
(1Quellen: www.mineralienatlas.de) 2(Aus dem Buch „Heimatkunde des ehemaligen Kreises Neuhaus an der Oste“ von W. Klenck, S. 59)
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